bzw. braucht es Verbandsstrukturen für die Hundezucht?
Im Prinzip natürlich nicht – Hunde können sich auch so vermehren, ohne jede Regel, Satzung, Ordnung und Kontrolle! Wenn wir sie ließen, sie würden es tun, ganz sicher! Und dass wann immer sie die Gelegenheit dazu hätten!!!
Aber dann hätten wir nicht diese große Vielfalt an Rassen, die uns so wichtig ist.
Für jeden das passende Hündchen:
für den Schoß, zum knuddeln und lieb haben,
für den Sport wie Joggen, Radfahren, Schlittenfahren, Tanzen, ect.
als Therapeut, Behindertenhund und Babysitter,
als Gehilfe fürs Suchen, Holen, Beschützen, Bewachen, Hüten, die Jagd, im Polizeidienst……bis hin zum Einsatz in Kriegsgebieten!
Keine Frage: Hunde sind echt toll, aus unserem Leben nicht mehr weg zu denken!
Mit Hilfe der Rasseverbände sollten der Erhalt dieser Vielfältigkeit und die Einhaltung des TSchG gewährleistet sein.
Irgendwie gerät dieses System jedoch aus den Fugen, die Erwartungshaltung an unsere Hunde hat sich in der jüngsten Zeit verändert, der Einsatz als Gebrauchshund in einigen Bereichen der oben aufgeführten Funktionen passt vielfach nicht mehr in unsere moderne Gesellschaft. Wir möchten unsere vierbeinigen Mitgeschöpfe nun immer mehr fürs Handtäschchen, als Seelentröster, Kindersatz, Barbiepuppe, Prestigeobjekt….
Der Hundekäufer sucht vermehrt eine bestimmte Verpackung mit flexiblem Inhalt
Für den Whippet bedeutet dies, er soll so edel, elegant und sportlich aussehen wie ein Windhund, aber bitte ohne den rassebedingten Jagdtrieb, idealerweise Kinder, Katzen und Kaninchen bedingungslos lieb haben und obendrein mindestens so viel Agility- und Dogdance-Begeisterung mitbringen wie z.B. ein Bordercollie (ohne dessen sonstigen Arbeitsdrang natürlich)
Die Gesellschaft allgemein will Hunde, die sich dem hektischen Stadtleben voll anpassen und mit den Hundeverordnungen der Bundesländer konform gehen: der Freilauf wird oft stark beschränkt und dadurch die rassespezifische „Verwendung“ unmöglich
Der Whippet - Sighthound – Augenjäger = Hetzhund passt so nicht in diese Welt, in NRW fiele er sehr streng genommen in die Kategorie der Gruppe-2-Hunde mit Leinen- und Maulkorbzwang, da redet man sich die Rasse halt schön.
Der Dachverband (VDH) wächst unaufhaltsam zu einem Großunternehmen mit Verflechtungen zur Futtermittel-/Pharmaindustrie und veranstaltet überdimensionierte Ausstellungen (oder besser Hundeshows), bei denen der Hund an sich immer mehr in den Hintergrund rückt. Der Kommerz und internationale Erfolge stehen an erster Stelle!
Und dazwischen der Rasseverband (DWZRV), der allen Seiten gerecht werden muss, aber auch mit den eigenen Strukturproblemen zu kämpfen hat. Hier hat man sich für einen modernen - liberalen Weg entschieden: mehr Eigenverantwortung! Dies hat dem Chaos Tür und Tor geöffnet – frei nach dem Motto: denkt jeder an sich, ist an alle gedacht!
Da gibt es
ehrenamtliche Funktionäre in verantwortlichen Positionen, von denen sind viele (so hat man spätestens nach der letzten JHV den Eindruck) ohne einen wirklich guten Plan.
Richter, die sich immer weniger um den Standard scheren, sondern ihrem persönlichen Geschmack den Vorzug geben
Züchter, die sich ebenfalls nicht mehr an die Standardvorgaben halten, sondern ohne Rücksicht auf Verluste immer mehr auf Spezialisierung setzten, was bekanntlich noch keiner Rasse gut getan hat
Die sich über Zuchtordnungen hinwegsetzten, da die Strafgelder günstiger sind als ein Welpenpreis und die immer häufiger ohne genaue Kenntnis der Rasse in „Produktion“ gehen und dies obendrein am Markt (Angebot und Nachfrage) vorbei
Mitglieder, mit immer höheren Ansprüchen. Es herrscht die Erwartungshaltung an den Verband als Dienstleister völlig reibungslos funktionieren zu müssen, die Veranstaltungen sollen natürlich nicht viel kosten, Essen und Getränke bitte zum Selbstkostenpreis, das alles in Spitzenqualität, das Gelände tipptopp gepflegt und obendrein bitte immer schön freundlich …
Na und wenn einem die Nase des anderen nicht passt, dann gibt’s da ja das Internet – da kann man dann gnadenlos draufhauen. Es ist beängstigend, aber es herrschen inzwischen schon fast kriegsähnliche Zustände. Statt der Freude am gemeinsamen Hobby gilt die Devise: Jeder gegen Jeden!!! Rennleute gegen Showleute und umgekehrt, irgendwo dazwischen die Coursing- oder S+L-Leute und dann noch die ohne spezifische Orientierung. Eine intellektuelle Community erhöht sich über den „schnöden“ Rest der Whippetwelt und erklärt sich zum wahren Rassekenner.
Nun aber endlich zur Beantwortung der anfänglichen Frage: brauchen wir den DWZRV?
So wie oben beschrieben sicher nicht, aber grundsätzlich JA!!!
Hand aufs Herz, die ihren Whippet in allen Facetten kennen, wissen es. Dieser richtig zufriedene und glückliche Glanz in den Augen unserer lieben Kleinen ist nur zu finden, wenn sie das durften was ihrer wahren Passion entspricht: das Jagen/Hetzen, die an die Grenzen der möglichen Geschwindigkeit gehende freie Bewegung! Da ist ein Stöckchenspiel, Agility, ect. nur Befriedigung zweiter Klasse.
Und genau da greift der Verband bzw. die ihm angeschlossenen Vereine, mit dem Angebot der künstlichen Jagd. Man zeigt sich eben nicht nur für die Zucht zuständig, sondern trägt auch für die artgerechte Beschäftigung und Bewegungsmöglichkeit unserer Hunde Sorgfalt.
Dies bedingt aber ein Zusammenwirken ALLER – da braucht es die Renn-/Coursinghunde und die „Showhunde“ und eben auch die Vielfalt aller Windhunde. Nur diese große Gemeinschaft ermöglicht die Unterhaltung der vielen Vereinsgelände.
Die Rennhunde schaffen die Gelände, hauptsächlich finanziert durch den Trainingsbetrieb. Die gut besuchten Ausstellungen bringen das notwendige Zubrot für die Vereinskassen.
Da man sich in Deutschland klar gegen den Profiwindhundsport ausgesprochen hat, ist man halt von einander abhängig … und das ist gut so!
Über diese Zusammenhänge sollte man sich im Klaren sein und erkennen
Nur gemeinsam ist man stark,
es gibt viel zu tun….