Dienstag, 22. Mai 2012

ein wahrer Charakterhund


Beim Aufräumen fielen mir neulich alte UW´s in die Hände, die ich natürlich gleich mal durchblätterte und hier fand ich einen Artikel von mir aus dem Jahr 2003 - meine ganz eigene Rassebeschreibung

Der Whippet, ein Hund mit Charakter!!!

Der Whippet ist der fleischgewordene Traumhund:
höchst anpassungsfähig, bescheiden, anhänglich, verschmust,
pflegeleicht und sauber, ein angenehmer Begleiter der nicht bellt
und leicht zu erziehen ist!
In seiner Brust schlagen jedoch zwei Herzen.
Innerhalb des Hauses ist er eher katzengleich;
so bewegt er sich auf Samtpfoten oder liegt still auf seinem Platz.
Draußen in der freien Natur aber geht sein zügelloses Jägerherz gern mal mit ihm durch!

Natürlich lieben wir, die wir dieser Rasse bedingungslos verfallen sind,
unsere Hunde – egal zu welchem Preis!

1. Der Whippet liebt die Geselligkeit und bevorzugt einen Liegeplatz auf gleicher Höhe seines Menschen, möglichst mit Körperkontakt – das sagt uns sogar die Fachliteratur.

Natürlich komme ich diesen Bedürfnissen meiner Hunde voll nach.

Anfangs war ich stolze Besitzerin einer wunderschönen Sitzgruppe, bestehend aus einem Dreier-, Zweiersofa und einem Sessel. Machte ich es mir auf meinem großen Sofa etwas bequem, waren meine Hunde sofort um mich gereiht. Das konnte allerdings (mit damals 3 Hunden) nach kurzer Zeit schon mal etwas ungemütlich werden, so dass ich mich auf mein Zweiersofa zurückzog, um den Platz für mich allein zu haben. Aber nur für wenige Minuten, denn dann waren meine heiß geliebten Vierbeiner natürlich wieder eng an mich gekuschelt. Also wechselte ich wieder den Platz für wenige Minuten, usw. So konnte ein gemütlicher Sofaabend schon mal in ein ständiges Wandern zwischen den Sitzgelegenheiten ausarten.
Irgendwann entschloss ich mich, ein neues großes Ecksofa zu kaufen
– nun klappte das sogar mit zwischenzeitlich 4 Hunden.
Wenn Besuch da ist, sucht der sich dazwischen ein freies Plätzchen!!!

2. Der Whippet ist am liebsten 24 Stunden am Tag bei seinem Menschen
und das ist eigentlich kein Problem, denn er weiß sich zu benehmen!
Egal wo ich bin – bei der Arbeit, zu Hause, Besuch bei Freunden,
Restaurante usw, meine Lieben sind immer dabei.

Vor einigen Jahren machten wir Urlaub in einem netten kleinen Hotel
an der Ostsee mit 8 Personen und 11 Whippets.
Anfangs waren die Hotelbesitzer entsetzt über die Vielzahl unserer Hunde
(da im Vorfeld nicht darauf vorbereitet), aber nach unserem Aufenthalt versicherte man uns, wir könnten jederzeit wiederkommen.

Da Windhunde ja bekanntlich innerhalb des Hauses
überaus ruhig und unauffällig sind,
hätte eigentlich keiner der anderen Hotelgäste ihre Anwesenheit bemerkt,
wäre da nicht die kleine Einschränkung, dass ein Whippet sich nicht,
wie die meisten andere Hunde, einfach so auf dem Boden ablegt.
Nein – ein Restaurantbesuch mit 11 Whippets bedeutete,
dass wir mit 4 Riesenkörbchen und Wolldecken bewaffnet das Etablissement betraten,
die Utensilien unter den Tischen verteilten,
damit unsere Lieben sich hier ein molliges Nest bauen konnten,
um fortan nicht mehr gesehen und gehört zu werden
bis wir mit dem selben Aufwand das Haus wieder verließen.

3. Whippets sind sehr bescheiden,
niemals fordern sie durch aufdringliches Verhalten oder Gebell
ihren fälligen Auslauf ein, außer es besteht absolute Dringlichkeit.

Wenn ich mal so gar keine Lust habe auf einen großen Spaziergang,
dann fügen sich meine Damen ohne zu murren.
Als wüssten sie, dass sie sich ja am kommenden Wochenende
auf dem 30 km entfernten Truppenübungsgelände so richtig austoben können.
Sollte meine Unlust innerhalb der Woche aber zu groß gewesen sein,
kann mir auch schon mal folgendes passieren:

Nach gut 2 Stunden freien Herumtobens
(mir tun vom Laufen in unwegsamem Gelände die Beine weh)
bin ich sicher, dass es genug ist und melde den Rückzug an.
Auf dem Weg zum Auto bemerke ich die vorwurfsvollen Blicke einer meiner Mädels – sie bietet mir eine letzte Chance, indem sie mich mit einem Stöckchen im Maul zu animieren versucht.
Ich winke jedoch ab, schließlich ist sie schon alt (11 Jahre ha, ha)
und sollte sich nun nicht mehr zu sehr verausgaben.

Was soll ich sagen, sie dreht mir ihr Hinterteil zu, stellt die Ohren auf …und tschüss!
Ich stehe da mit dem „Restrudel“ an meiner Seite, bin erst sauer,
dann kommen Gedanken auf, was so alles passieren kann
(Stacheldraht, Jäger,…), dann wieder Wut, abgelöst von ernsthafter Angst bis hin zu Mordgelüsten.

Nach einer guten halben Stunde steht die gnädige Dame dann wie von Geisterhand hinter mir,
ohne einen Ton von sich zu geben,
mit strahlenden Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht.
So, wenn du so weit bist, können wir jetzt nach Hause fahren!

4. Whippets sind äußerst reinlich und sauber, sie sind (nicht alle, aber doch die meisten) wasserscheu und machen einen großen Bogen um jede Pfütze, betreten nur angewidert nasse und matschige Wiesen,
was zur Folge hat, dass sie sich so gut wie nie schmutzig machen – tolle Eigenschaft!

So ging ich eines schönen Frühjahrmorgens an einem reißenden Fluss spazieren, meine Vier freilaufend. Am anderen Flussufer saßen eine Menge sich sonnender Hasen und fühlten sich, genau wie ich, sicher dass nichts passieren könne. Eines meiner Mädels gebärdete sich aufs Übelste. Ich lachte sie aus, wusste ich doch – Wasser ist ein unüberbrückbares Element!Weit gefehlt, mit einem beherzten Satz stürzte sie sich
(erstmalig in ihrem bisher 10 Jahre währenden Leben) in die Fluten, durchquerte den Fluss, erreichte mit Mühe das andere Ufer, um hier die Hasen allesamt in die Flucht zu schlagen. Nachdem sich diese in Sicherheit gebracht hatten, stand ich mit meinen verbliebenen drei Hunden verdutzt auf der einen und meiner passionierten Jägerin auf der andere Seite, nun vor dem Problem, wie wir wieder zueinander kommen. Denn ganz klar: Whippets sind wasserscheu! Nichts zu erkennen von der Maer, der Hund sei dem Menschen treu ergeben bis in den Tod.Die nächste Brücke, kilometerweit entfernt, war gefahrlos nicht zu erreichen. Also rief ich, Handy sei Dank, Freunde an die in unmittelbarer Nähe wohnten, die alles liegen und stehen ließen, um uns zu Hilfe zu eilen. Wer aber glaubt, mein Hündchen ließe sich von jemand anderem einfangen als von mir, liegt falsch. So war es meinen Freunden nur möglich sie davon abzuhalten auf eine der nahe gelegenen Straßen (unter anderem die A2) zu laufen, bis ich, von Tötungsabsichten getrieben, das andere Ufer erreicht hatte.
Nun überwog jedoch die beiderseitige Wiedersehensfreude, so dass diese Geschichte ein gutes Ende nehmen konnte.

5. Whippets sind bekanntlich sehr sportlich, da ist Fahrrad fahren eine tolle Möglichkeit der Bewegung und auch mit 4 Hunden am Handgelenk kein Problem - ich kenne sogar Leute, die kriegen das mit 6 Whippets hin.

Nicht etwa, dass die Athleten mit hängender Zunge, zerrend und kaum zu zügeln voranpreschen – NEIN, an lockerer Leine auf gleicher Höhe mit dem Fahrer traben sie elegant neben dem Rad! Häufig bleiben Passanten beim Anblick solcher Symbiose beeindruckt stehen und staunen: „was für gut erzogene Hunde, wow“. Da kann man schon mal stolz sein auf sich und seine edlen Vierbeiner.

Aber Achtung, der idyllische Schein kann trügen. Man braucht ein gut geschultes Auge, um den Hasen im Feld oder die Katze auf der anderen Straßenseite vor seinen Begleitern zu entdecken und sich mental auf den gleich folgenden Blitzstart einzustellen, um einen abrupten Abbruch der Fahrt mit einem Abstieg über den Lenker zu verhindern und die nun weniger elegante Meute wieder auf Normallevel zurück zu bringen!

Aber Erfahrung macht ja bekanntlich klug.

Böse Zungen und die Martin Rütters dieser Welt werden nun sagen, ich hätte meine Hunde nicht im Griff und mit dem einen oder anderen Erziehungstipp wäre mir schon geholfen.

Aber ich brauche / will keine Hilfe, ich liebe diese Wesen für das was sie sind – eben Hunde mit Charakter