Myostatin

Gen-Defekt (MSTN)
Für die folgenden Ausführungen stelle ich keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern will in einfachen Worten auch „Nicht-Genetikern“ dieses Thema verdeutlichen.
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Inzwischen sind wir im Jahr 2013 angekommen, der DWZRV hat flächendeckend den Myostatin-Test durchgesetzt und nun kann man für Deutschland sagen, dass es bei uns eigentlich keine Träger mehr gibt! Auch das Ausland hat sich diesbezüglich nicht quer gestellt, denn für Deckeinsätze bei uns bedarf es ebenfalls einen Test. 
So schnell kann man mit Konsequenz ein solche Problem in den Griff bekommen. Sehr schön!
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2007 wurde ich das erste Mal in meiner (damaligen) Funktion als ZKM für die Rasse Whippet mit diesem Phänomen konfrontiert.

In Amerika sorgte eine Whippethündin „Wendy“ auf Grund ihrer außergewöhnlichen Erscheinung für Furore. Sie bestand fast nur aus Muskeln, eher ein Bullterrier als ein Whippet – so entstand dann auch der Name „Bully-Whippet-Syndrom“.
Grund für ihre unendliche Muskelmasse ist ein Defekt des Myostatin-Gens.
Dieses Gen hat zur Aufgabe, das Wachstum der Muskulatur zu hemmen um eine Unverhältnismäßigkeit zu verhindern. Weist dieses Gen nun einen Defekt auf wächst die Muskulatur in unkontrollierter Form.Dass ein solcher Bully-Whippet nicht nur skuril aussieht, sondern auch nicht gesund ist, steht außer Frage. Die übermäßige Muskelmasse sorgt für eine Überbelastung der Sehnen und Bänder, schränkt den Bewegungsapparat in erheblichem Maße ein und das damit verbundene Mehrgewicht stellt eine außerordentliche Belastung für das Herzkreislaufsystem dar.
 




"Wendy" Bully-Whippet (B/B) in USA

Gott sei Dank ist das Aufkommen
dieses Auswuchses
in so gravierender Form
verschwindend gering.




Ja , für die Amerikaner ist Wendy eine eine faszinierende Sensation


hier noch der Link zu einem Video, dass zeigt wie sehr "Wendy" beeinträchtigt ist - was man vom Umgang der Amerikaner mit dieser "Sensation" hält, sei jedem selbst überlassen
Wie konnte es nun zu so einem Phänomen kommen?
Es gibt die Theorie, dass durch die massive Verpaarung von „Superrennern“, deren Muskulatur in der Regel stärker ausgeprägt ist, zufällig eine (ich nenne es mal) „halbe“ Gen-Mutation (Normal/Bully) entstand, die unbemerkt blieb da diese Hunde optisch nicht übermäßig auffällig waren. Irgendwann verpaarte man dann aber unwissend zwei N/B Hunde und das brachte eine Wendy (Bully/Bully) hervor.
Inzwischen wird in Amerika großflächig getestet und zum großen Entsetzen kommt zu Tage, das dieser MSTN-Defekt (N/B) bereits sehr weit verbreitet ist. Man geht hier sehr offensiv mit dem Thema um. Positive Testergebnisse werden veröffentlicht und man verpaart N/B-Hunde nur mit trägerfreien Hunden (Normal/Normal), um das Problem so in Schach zu halten. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle aber auch bleiben, dass ein kleiner Nebeneffekt dieser „halben“ (N/B) Genmutation sein kann, dass dieser Hund außergewöhnlich schnell ist. Aus menschlicher Sicht ein nicht ganz uninteressanter Aspekt.
In wie weit hier also auch gezielt „experimentiert“ wird (Gendoping), sei dahingestellt.

ein erfolgreicher (N/B) Rennhund in den USA,
von seinen stolzen Besitzern
"Brady with the 6Pack ASS" genannt.
Zwar stark bemuskelt, aber nicht weiter auffällig!

d.h. ein N/B-Hund ist nicht mit bloßem Auge auszumachen.
Eine starke Bemuskelung ist kein eindeutiges Indiz für den Gendefekt, auch ein gut trainierter "normaler" Whippet kann so aussehen.
Wir sollten also vorsichtig sein mit Mutmaßungen!

Klärung kann nur ein Gentest bringen!



Als genetische Wahrscheinlichkeitsregel kann man einfach Mendel anwenden:
B/B Hund x B/B Hund = 100% B/B Hunde
N/B Hund x B/B Hund = 50% B/B Hunde + 50% N/B Hunde
N/B Hund x N/B Hund = 50% N/B Hunde + 25% B/B Hunde + 25% N/N Hunde
N/B Hund x N/N Hund = 50% N/B Hunde + 50% N/N Hunde


Amerika ist weit weg – also nicht unser Problem?

Bedauerlicherweise doch. Offiziell gibt es auch bei uns in Europa mindestens ein Exemplar (B/B)! In Deutschland gezüchtet, in die Schweiz verkauft und dort 6 Jahre alt geworden (2002-2008). „Glanmorgan Tiny Tabaluga“ - und in seinem Pedigree findet man keinen amerikanischen Hund und auch keine reine Rennlinie!
Bei genauerer Betrachtung kommt man in diesem Fall zu dem Ergebnis, dass der Ursprung hier bei dem Rüden „Airbus des Enfants de l´Autan“ (1985 – 2000) zu finden ist. Das bedeutet, seit über 25 Jahren haben auch wir dieses „Problem“. Zahlreiche erfolgreiche Nachkommen dieses Rüden sind in unsere Zucht gegangen und haben so theoretisch den Gendefekt verbreiten können. Dieser Verdacht hat sich in jüngster Zeit bestätigt. In vierter Generation liegt nun ein Wurf in Skandinavien – 3 von den 5 Welpen sind N/B getestet worden.

Wie gehen wir dieses Problem an?

Zum 15.08.2011 wurde im DWZRV der Myostatin-Test bei den Whippets für die nächsten 5 Jahre eingeführt.
Vor Zuchteinsatz muss für jeden Whippet (auch Gefriersperma) ein durch Zuchtwart oder Tierarzt abgenommener MSTN-Gentest nachgewiesen werden, nur Nachkommen aus Verpaarungen von zwei reinerbig freien Elterntieren sind vom Test befreit.
Das Gleiche gilt zusätzlich für die Erteilung bzw. Verlängerung der Renn-/Coursinglizenz.


Whippets, die am 01.01.2012 das 6. Lebensjahr vollendet haben, sind vom Myostatintest zur Erteilung/Verlängerung der Renn-/Coursinglizenz befreit. Bezüglich des Zuchteinsatz gilt diese Altersgrenze natürlich nicht!
Die Ergebnisse des MSTN-Test sollen der Öffentlichkeit verborgen bleiben, um hier niemanden an den Pranger zu stellen. So will es der Vorstand des DWZRV. Das ist im Ansatz löblich, aber wie sinnvoll ist das?
Kein Züchter/Besitzer soll der Situation ausgesetzt sein, dass jemand sagt: "guck mal, der hat so einen Bully". Aber viele der positiv getesteten Hunde sind doch bereits jetzt ein offenes Geheimnis! Spätestens bei einer Deckanfrage oder wenn ein Besitzer für die Renn-/Coursinglizenz den Status der Eltern abfragt, muss Klartext gesprochen werden!
Warum also nicht gleich eine öffentliche Liste, die es allen Beteiligten einfacher macht. Und vielleicht nimmt man dem Ganzen damit dann auch den Schrecken. Alle Whippets haben natürlich ein Anrecht auf ihr Dasein und eine artgerechte Haltung, also den Zugang auch zu sportlicher Betätigung. Sie sollen halt nur nicht mehr in die Zucht gehen!

Das Testergebnis geht automatisch auch an die Zuchtleitung des Verbandes egal ob der Tets über einen Zuchtwart oder "ganz privat" vom Tierarzt abgenommen wird.
Das ist natürlich absolut sinnvoll, denn man will ja sicher gehen, dass auch wirklich alle (positiven) Ergebnisse in die Statistik einfließen!
Aber es hat auch etwas mit Datenschutz zu tun - also bitte nur mit dem Wissen und somit auch dem Einverständnis der Besitzer!!!


Die Einführung dieser Testpflicht gibt somit den Prädikatsstempel:
ein im DWZRV gezüchteter Whippet ist garantiert MSTN-Defekt-Frei!
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copyright: Patrizia Kamp
LABOKLIN

Es gibt bei uns in Deutschland ein Labor, dass den Test anbietet.
Der Test kostet rund 45€.
GmbH&Co.KG, Steubenstraße 4,
D - 97688 Bad Kissingen

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ein Fachartikel über das Bully-Whippet-Syndrom:
A Mutation in the Myostatin Gene Increases Muscle Mass and Enhances Racing Performance in Heterozygote Dogs

ein weiterer Artikel (http://www.worldlingo.com/ma/enwiki/de/Myostatin ) über die mögliche Leistungssteigerung